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Philosophie

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Als wir vor einiger Zeit unser bisheriges Leben hinter uns ließen und aus dem Deutsch-Schweizer Grenzgebiet nach Mecklenburg, dicht an die polnische Grenze zogen, hatten wir nicht geahnt wie grundlegend sich unser Leben verändern würde. Wir haben in Südbaden nicht schlecht gelebt und gewohnt, doch mit dem Umzug war es unser Ziel der Enge und den vielen Menschen zu entfliehen. Als wir das Gehöft übernahmen war unsere Motivation wenig landwirtschaftlich, doch schon nach kurzer Zeit zeichnete sich hier unsere persönliche Erfüllung ab.


Ganz zu Anfang war die Größe unseres neuen Grundstückes schier überwältigend. 75.000qm, davon 3,5ha Wald, der Rest war Weide, Streuobstwiese und Teich. Hier haben wir endlose Stunden auf dem neuerworbenen Rasentrekker zugebracht um dem unaufhörlichen Graswuchs Herr zu werden. Schnell stand die Entscheidung fest: Wir brauchen Rasenmäher auf 4 Beinen! Im Sommer kamen dann direkt 7 Ziegen, die den Rasenmäher Job wirklich professionell erledigten. Nach den Ziegen kamen Hühner, nach den Hühnern kamen Gänse und Wachteln. Wer will nicht seine eigenen Eier essen…!


All das notwendige Wissen über Fütterung und optimale Haltung der Tiere, haben wir uns angelesen. Hier, im äußersten Nordosten der Republik hat jeder seine eigenen Hühner und Gänse. Das ist Wissen, mit dem hier jedes Kind aufwächst. Einer der großen und eindrücklichen Unterschiede zu den „alten Bundesländern“

 

Es war dann nur noch eine Frage der Zeit bis wir zu unserem ersten Rind, bzw. dem ersten Kalb kamen. Ein guter Freund, der einen „Bio-Mutterkuh-Betrieb“ geleitet hatte, brachte uns Musso, unseren ersten Bullen….ein Flaschenkind. Wir wir waren damit sehr glücklich, denn so kleine Kälber sind wirklich Herzerweichend, ABER eigentlich hat das Ganze einen traurigen Hintergrund. Flaschenkälber kann es immer mal geben. Manchmal verstirbt die Mutter bei der Geburt, manchmal sind es Zwillige und sie akzeptiert nur eines der Kälber, manchmal hat sie auch einfach nicht genug Milch um das kleine Kälbchen zu ernähren.Ein Hof der Mutterkuhhaltung betreibt, Bio zertifiziert ist, hat seltenst die Möglichkeiten, ein Kalb mit der Flasche, bzw. dem Eimer groß zu ziehen. Zum einen dürfte sie nur Bio Milchpulver oder Milch von Kühen aus einem Bio-Betrieb verwendet, zum anderen sind die Möglichkeiten der Medikamentengabe im Bio-Sektor sehr begrenzt. Da die Kleinen jedoch oft nach der Geburt an massivem Durchfall leiden, ist hier die Gabe (wenn auch in Maßen) von Medikamenten unumgänglich – denn sonst bedeutet ein lapidarer Durchfall sehr oft den Tod des kleinen Kälbchens. Zu guter Letzt rechnet sich ein solcher Aufwand für dieses Betriebe einfach nicht.


Landwirtschaft hat nix mit Romantik zu tun. Das ist knallharte Arbeit für wenig Geld. Unser voller Respekt für diejenigen die diesen Job aus Überzeugung machen. Von diesem Schlag Menschen durften wir in den letzten Jahren einige kennenlernen. Mittlerweile haben wir 19 Kälber auf diese Art und Weise groß gezogen, zwei davon haben es leider nicht geschafft. Unser Fazit: Kühe sind absolut liebenswerte Tiere, mit individuell eigenem Charakter. Sie sind sehr feinfühlig und haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Einzig die kleinen Bullen werden, wenn sie halbwüchsig werden, blöde. Sie wollen sich messen, Kämpfchen ausfechten und ihrer Bezugsperson zeigen was für „tolle Hechte“ sie sind. Eigentlich nicht falsch, aber wenn zwischen 150 – 250kg „spielen“ wollen, dann ist das schlicht und ergreifend gefährlich. 

 

Sieben dieser 19 Kälber konnten wir behalten, Sie verbringen ihren Alltag mit „Weidepflege“  und erfreuen sich bei uns eines glücklichen und schlachtfreien Lebens. Wir machten genau ein Mal die Erfahrung wie traurig es ist, einen Bullen - der mit 2 oder 3 Tagen zu uns kam - mit knapp einem Jahr schlachten zu müssen. Dieses Erlebnis hat uns dazu bewogen uns nach Tieren umzuschauen, die man nicht einem Nahrungskreislauf zuführen muss. So kamen wir zu den Neuweltkameliden; den Alpakas und Lamas.

 

Alpakas und Lamas kann man großziehen, denen kann man Namen geben, von denen kann man sich auch wieder trennen mit der Gewissheit, das die nicht in einem Kochtopf landen. Sollte man zumindest meinen ! All diese „Lektionen“ haben wir mit in unsere Alpaka Zucht mit einfließen lassen. Es geht uns neben all den existenziellen und monetären Aspekten, primär und an erster Stelle um das Tierwohl. Und das ist genauso gemeint wie es hier geschrieben steht. Ein Tier das bei uns lebt, gehört quasi zur Familie (ob es nun einen Namen hat, oder nicht). Das bedingt, dass dem Tier das was es für sein Wohlergehen benötigt, inklusive ganz viel Zuneigung und Liebe, zur Verfügung gestellt wird.

 

Dies fängt bei einem trockenem Stall an, geht weiter über hochwertiges Futter, natürlich regelmäßig frischem Wasser und endet bei notwendigen Medikamenten, Tierarzt Konsultationen und regelmäßigem Entwurmen und Impfen. Das mag zur Konsequenz haben, dass es recht kostenintensiv klingt (und auch ist). Im Umkehrschluss spiegelt sich das aber in der guter Vliesqualität und lebhaften, starken Crias und Tieren wieder.


Neben den Neuweltkameliden lebt bei uns inzwischen auch eine Herde Girgentanaziegen. Diese italienische Ziegenrasse steht auf der roten Liste bedrohter Tierarten. So ist auch hier unser Zuchtziel keinesfalls die Fleischgewinnung, sondern der Erhalt der Rasse durch gesunden und rassetypischem Nachwuchs.

Dusche
lächeln